LG Köln: Wegen fehlender Fleischbestandteile in Kartoffelsnack – Werbung mit „Grilled Steak“ irreführend

Wird für einen Kartoffelsnack mit der Bezeichnung „Grilled Steak“ geworben, so müssen signifikante Bestandteile von hochwertigem Rindfleisch enthalten sein. So jedenfalls das Landgericht Köln.

Wettbewerbsverband beanstandet Verpackungsgestaltung

Ein Wettbewerbsverband hatte die Aufmachung eines Kartoffelsnacks mit der Bezeichnung „BULL´S HEADS Grilled Steaks“ beanstandet. Dabei war auf der Vorderseite der Verpackung ein Steak abgebildet. Auf der Rückseite wurde die „einzigartige Bullenkopfform, kombiniert mit der rauchigen Würze von saftig gegrilltem Steak in süßer Marinade“ gerühmt. Allerdings enthielt die Zutatenliste keine Angaben über Fleischbestandteile. Nur oberhalb der Liste stand „Kartoffelsnack mit Steakgeschmack“ geschrieben.

Der Wettbewerbsverband sah in dieser Verpackungsgestaltung eine Irreführung. Seiner Ansicht nach werde der Verbraucher getäuscht. Zwar erwarte er nicht, dass ein echtes Stück Fleisch in den Kartoffelsnacks im Ganzen oder in Stücken enthalten sei, jedoch gehe er von einer signifikanten Menge an Rindfleischpulver und nicht lediglich von einem Aroma aus weitgehend fleischfremden Ausgangsstoffen aus. Die Vertreiberin des Produkts argumentierte, der Verbraucher erwarte bei Snackprodukten, dass Bezeichnungen bzw. Abbildungen lediglich auf die Geschmacksrichtung des Produkts hinweisen. Eine Schlussfolgerung dahingehend, dass dieser Geschmack gerade durch ein tatsächliches Steak oder signifikanter Mengen an Fleischpulver erzeugt wurden, könne nicht gezogen werden.

Landgericht sieht Irreführung

Das Landgericht Köln schloss sich der Auffassung des Wettbewerbsverbands an. Die Aufmachung des Kartoffelsnacks sei irreführend. Dabei wiesen die Richter zunächst darauf hin, dass eine Irreführung über die Eigenschaften eines Lebensmittels vorliegt, wenn die Produktaufmachung eines Lebensmittels und die Art und Weise, in der sie erfolgt, insgesamt den Eindruck entstehen lassen, dass das Lebensmittel eine Zutat enthält, die tatsächlich nicht vorhanden ist. Dies sei vorliegend aufgrund der deutlich hervorgehobenen und in den Vordergrund gestellten Angabe über das Vorhandensein von „Grilled Steak“ der Fall. „Steak“ sei nämlich per Definition aus Wikipedia eine zum Kurzbraten oder Grillen geeignete Fleischscheibe vom Rind, so die Richter. Zudem suggeriere die Produktaufmachung nicht nur, dass irgendwelche, wie auch immer geartete Fleischbestandteile enthalten sind, sondern diese tatsächlich einem Steak oder hochwertiger Fleischbestandteile entstammen.

Verbraucher erwartet Aromastoffe eines tatsächlichen Steaks

Zwar werde der Verbraucher nicht erwarten, dass in Chips tatsächlich Fleisch in Form von Fleischstücken enthalten ist. Er werde aber davon ausgehen, dass zumindest Aromastoffe eines tatsächlichen Steaks bzw. Steak in pulverisierter Form verarbeitet wurden. Eine korrekte Zutatenliste könne diese Fehlvorstellung nicht beseitigen.

Richter fordern klarstellende Angaben auf Vorderseite der Verpackung

Zum Ausschluss der Irreführung hätte die Vertreiberin bereits auf der Vorderseite der Verpackung im Blickfang angeben müssen, dass es sich (nur) um „Grilled-Steak“-Geschmack bzw. „Grilled-Steak“-Flavour handelt. Zudem hätte eine Angabe mit ausdrücklichem Hinweis auf den enthaltenen „Rindfleischextrakt“ erfolgen können. Hier habe aber die Vertreiberin nach Ansicht der Richter bewusst darauf verzichtet, was nun zu ihren Lasten ging.

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