MEDIZINPRODUKTERECHT
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Ihr Anwalt für das deutsche Medizinprodukterecht


SPEZIALISIERT AUF MEDIZINPRODUKTE | MEDIZINTECHNIK | GERÄTE


Rechtsanwalt Thomas Bruggmann LL.M. und das Team von juravendis in München sind Ihr Partner für rechtliche Beratung und Lösungen im Medizinprodukterecht, sowie dem medizinproduktspezifischen Medien- und Wirtschaftsrecht. Vertrauen Sie uns Ihre rechtliche Beratung und Vertretung an und fokussieren Sie sich auf Ihren Erfolg!

Ihr RA Thomas Bruggmann LL.M.

Medizinprodukterecht - Wir beraten Sie rund um die Themen Medizinprodukte, Medizintechnik, medizinische Geräte, Medizintechnikhersteller und Medizinunternehmen.

Anwalt in München – MEDIZINPRODUKT | TECHNIK | GERÄTE

Medizinprodukterecht verständlich gemacht – wir begleiten Sie mit strategischem Weitblick, juristischem Fingerspitzengefühl und praxisnaher Beratung sicher durch Regularien, Zulassungen und Haftungsfragen bis zum Markterfolg.

Das deutsche Medizinprodukterecht

Medizinprodukterecht: Ihr Leitfaden für Entwicklung, Zulassung und Vertrieb


Wir liefern wirksames Medizinprodukterecht für echte Unternehmer in den Bereichen Medizinprodukte, Medizintechnik, medizinische Geräte, Medizintechnikhersteller und Medizinunternehmen.Das Medizinprodukterecht in der EU umfasst eine Vielzahl von Vorschriften und Regelungen, die sicherstellen sollen, dass Medizinprodukte, die in der Europäischen Union entwickelt, zugelassen und vertrieben werden, die erforderlichen Qualitäts- und Sicherheitsstandards erfüllen. Diese Vorschriften betreffen nicht nur die technischen Anforderungen an die Produkte selbst, sondern auch die Prozesse und Verfahren, die bei ihrer Entwicklung, Herstellung und Inverkehrbringung zu befolgen sind.

Ein wesentlicher Aspekt des Medizinprodukterechts ist die Gewährleistung der Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Medizinprodukte für die Anwender, zu denen sowohl medizinisches Fachpersonal als auch Patienten gehören. Dies wird durch die Festlegung von Anforderungen an die klinische Bewertung, Prüfung und Überwachung der Produkte sowie durch die Einführung von Rückverfolgbarkeits- und Meldeverfahren sichergestellt. Darüber hinaus legt das Medizinprodukterecht auch die Pflichten der Hersteller, Bevollmächtigten und Importeure fest und regelt die Marktüberwachung und die Durchführung von Marktüberwachungsmaßnahmen durch die zuständigen Behörden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Medizinprodukterechts ist die Schaffung eines rechtlichen Rahmens, der Innovationen im Bereich der Medizinprodukte fördert, ohne dabei die Sicherheit und den Gesundheitsschutz zu vernachlässigen. Dies geschieht durch die Schaffung von Zulassungsverfahren, die eine angemessene Bewertung der Risiken und Vorteile neuer Technologien und Produkte ermöglichen, sowie durch die Förderung von Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet.

Insgesamt zielt das Medizinprodukterecht darauf ab, die öffentliche Gesundheit zu schützen, indem es sicherstellt, dass Medizinprodukte, die in der EU auf den Markt gebracht werden, den höchsten Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen. Gleichzeitig soll es aber auch die Innovationsfähigkeit der Hersteller und die Verfügbarkeit neuer, fortschrittlicher Behandlungsmethoden für Patienten fördern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle beteiligten Akteure eng zusammenarbeiten und die Vorschriften des Medizinprodukterechts konsequent einhalten.

Vertrauen Sie auf rechtliche Klarheit im Medizinprodukterecht – wir navigieren Sie sicher durch EU-Vorschriften, MDR, Produktsicherheit, Haftung und Marktüberwachung. Für Hersteller, Händler und Berater – kompetent, aktuell, praxisnah.

KAPITEL 1 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Grundlagen des Medizinprodukterechts


Das Medizinprodukterecht bildet die Basis für die europaweite Regelung der Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Medizinprodukten. Es umfasst sowohl europäische Verordnungen, wie die Medizinprodukteverordnung (MDR), als auch nationale Umsetzungsgesetze, darunter das Medizinprodukte-Durchführungsgesetz (MPDG). Diese Gesetze und Verordnungen stellen sicher, dass Hersteller die notwendigen Anforderungen erfüllen, um ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Risikobewertung und Konformitätsbewertung, um die Risiken der Medizinprodukte zu minimieren. Die kontinuierliche Überwachung nach dem Inverkehrbringen ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Produkte zu gewährleisten.

Definition und Abgrenzung von Medizinprodukten

Medizinprodukte sind Instrumente, Apparate oder Stoffe, die für medizinische Zwecke entwickelt wurden, wie beispielsweise Diagnose, Therapie oder Prävention von Krankheiten. Ein wesentliches Merkmal ist, dass die Hauptwirkung nicht pharmakologisch, immunologisch oder metabolisch, sondern physikalisch erfolgt. Die Abgrenzung zu Arzneimitteln erfolgt über ihre Wirkungsweise und Anwendungszweck. Medizinprodukte unterliegen spezifischen Anforderungen entsprechend der EU-Verordnung, um sicherzustellen, dass sie den hohen Standards der Sicherheit für Patienten und Anwender gerecht werden. Die klare Definition hilft, regulatorische Unsicherheiten zu vermeiden.

Die Europäische Medizinprodukte-Verordnung (MDR)

Die Europäische Medizinprodukte-Verordnung (MDR) stellt einen bedeutenden Rechtsrahmen dar, um die Anforderungen an Sicherheit und Funktionalität von Medizinprodukten zu harmonisieren. Sie fordert eine umfassende technische Dokumentation und klare Kennzeichnungsrichtlinien. Ziel der MDR ist es, Risiken für Patienten und Anwender zu minimieren und die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette zu erhöhen. Die MDR ersetzt frühere Richtlinien und verstärkt die Pflichten von Herstellern in der EU, um höhere Sicherheitsstandards zu gewährleisten.

Nationale Umsetzungsgesetze (MPDG, MPBetreibV)

In Deutschland erfolgen die Anpassungen der europäischen Vorgaben durch das Medizinprodukte-Durchführungsgesetz (MPDG) und die Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV). Das MPDG dient der Ergänzung und Umsetzung der MDR auf nationaler Ebene und regelt unter anderem die Anforderungen an die Überwachung und Marktaufsicht. Die MPBetreibV hingegen legt die Pflichten für Betreiber von Medizinprodukten fest, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Beide Gesetze sichern die Einhaltung der EU-Vorgaben in Deutschland.

KAPITEL 2 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Klassifizierung und Konformitätsbewertung


Die Klassifizierung von Medizinprodukten erfolgt nach ihrem Risiko, Verwendungszweck und ihrer Dauer der Anwendung. Sie beeinflusst die Anforderungen für das Konformitätsbewertungsverfahren, das für die Zulassung wichtig ist. In der EU sind Medizinprodukte in Risikoklassen eingeteilt, wobei jede Klasse spezifische Anforderungen erfüllt, um die Sicherheit zu gewährleisten. Die Konformitätsbewertung umfasst Prüfungen und Analysen, die durch benannte Stellen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass Produkte alle regulatorischen Anforderungen erfüllen, bevor sie auf den Markt gebracht werden dürfen.

Risikoklassen von Medizinprodukten

Medizinprodukte werden basierend auf ihrem Risiko in verschiedene Klassen eingeteilt: Klasse I umfasst Produkte mit geringem Risiko wie Verbandsmaterialien, während Klasse IIa und IIb Geräte mittleren Risikos wie Infusionspumpen umfassen. Klasse III betrifft Produkte mit hohem Risiko, etwa Herzklappen. Diese Klassifizierung bestimmt die Anforderungen für die Konformitätsbewertung, die vor dem Inverkehrbringen durchgeführt werden muss. Höhere Risikoklassen erfordern strengere Prüfungen, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten.

Verfahren zur Konformitätsbewertung

Das Verfahren zur Konformitätsbewertung stellt sicher, dass Medizinprodukte den festgelegten Anforderungen entsprechen, bevor sie auf den Markt kommen. Es umfasst mehrere Schritte, abhängig von der Risikoklasse des Produkts. Für niedrigere Klassen reicht oft eine interne Kontrolle durch den Hersteller. Höhere Klassen erfordern die Einbindung benannter Stellen, die Dokumentationen prüfen und Audits durchführen. Nach erfolgreicher Bewertung wird eine Konformitätserklärung ausgestellt. Dieser Prozess gewährleistet, dass Produkte sicher und funktionstauglich sind und den Bestimmungen der EU entsprechen.

Benannte Stellen und deren Rolle

Benannte Stellen sind unabhängige Organisationen, die von EU-Mitgliedstaaten zur Beurteilung der Konformität von Medizinprodukten zugelassen sind. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Konformitätsbewertungsverfahren, insbesondere für Produkte höherer Risikoklassen. Diese Stellen prüfen technische Unterlagen, führen Audits durch und überwachen die Einhaltung regulativer Anforderungen. Ihr Ziel ist es, die Sicherheit und Wirksamkeit der Produkte zu bestätigen, bevor diese auf den Markt gelangen. Durch ihre unabhängige Bewertung bieten benannte Stellen eine zusätzliche Sicherheitsebene für Anwender und Patienten, indem sie Produktsicherheit und Qualität gewährleisten.

KAPITEL 3 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Technische Dokumentation und Qualitätsmanagement


Die technische Dokumentation ist ein wesentlicher Bestandteil des Medizinprodukterecht, da sie alle Informationen enthält, die zur Beurteilung der Konformität eines Medizinprodukts erforderlich sind. Dazu gehören Daten zur Produktbeschreibung, Konstruktionspläne und Berichte über durchgeführte Prüfungen. Ergänzt wird dies durch ein Qualitätsmanagementsystem, das basierend auf der Norm ISO 13485 strukturiert ist und sicherstellt, dass Herstellungsprozesse konsistent und effizient erfolgen. Dieses System dient nicht nur der Qualitätssicherung, sondern auch der kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen sowie der Sicherheit und Performance der Produkte auf dem Markt.

Aufbau der Technischen Dokumentation

Die technische Dokumentation eines Medizinprodukts stellt sicher, dass alle Aspekte seiner Entwicklung und Herstellung nachvollziehbar sind. Sie umfasst eine detaillierte Beschreibung des Produkts, technische Zeichnungen, und Spezifikationen. Weiterhin beinhaltet sie Berichte über Risikobewertung, durchgeführte Prüfungen und klinische Bewertungen, um die Sicherheit und Funktionalität nachzuweisen. Ein Bereich ist der Nachweis der Erfüllung regulatorischer Anforderungen, einschließlich Konformitätsbewertung und Kennzeichnungsvorgaben. Alle Dokumente müssen aktuell gehalten werden, um eine rasche Überprüfung durch benannte Stellen oder Behörden jederzeit zu ermöglichen und eine hohe Produktqualität sicherzustellen.

Qualitätsmanagementsysteme (ISO 13485)

ISO 13485 ist der international anerkannte Standard für Qualitätsmanagementsysteme speziell im Bereich Medizinprodukte. Er legt die Anforderungen an Prozesse fest, die sicherstellen, dass Produkte stets die vorgeschriebenen Qualitätsstandards erfüllen. Die Implementierung eines solchen Systems hilft Herstellern, regulatorische Anforderungen einzuhalten und Risiken zu minimieren. Zudem fördert es eine kontinuierliche Verbesserung und bietet einen systematischen Rahmen für die Dokumentation von Produktentwicklungsprozessen, Lieferkettenmanagement und Kundenfeedback.

Post-Market Surveillance (PMS) Plan

Ein Post-Market Surveillance (PMS) Plan ist entscheidend für die fortlaufende Sicherheit und Wirksamkeit von Medizinprodukten nach deren Inverkehrbringen. Er beschreibt die systematische Sammlung, Analyse und Nutzung von Daten über ein Produkt im Einsatz. Der PMS Plan identifiziert potentielle Risiken und ermöglicht es Herstellern, auf Vorfälle schnell zu reagieren. Dabei berücksichtigt er die klinische Erfahrung und Rückmeldungen von Anwendern. Regelmäßige Überprüfungen und Berichte unterstützen die kontinuierliche Verbesserung der Produkte und helfen, regulatorische Anforderungen im Rahmen des Medizinprodukterecht zu erfüllen.

KAPITEL 4 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Kennzeichnung und UDI-System im Medizinprodukterecht


Die Kennzeichnung von Medizinprodukten ist ein wesentlicher Bestandteil der Regulierung und gewährleistet, dass alle erforderlichen Informationen klar und sichtbar auf der Verpackung vorhanden sind. Das Unique Device Identification (UDI) System ist ein global standardisiertes System zur eindeutigen Identifikation von Produkten. Es verbessert die Rückverfolgbarkeit und erhöht die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Der UDI-Code ermöglicht eine effiziente Überwachung im Markt und unterstützt bei der Rückverfolgung im Falle von Vorkommnissen, wodurch die Sicherheit und der Schutz von Verbrauchern und Anwendern gestärkt werden.

CE-Kennzeichnung von Medizinprodukten

Die CE-Kennzeichnung ist ein unverzichtbares Zeichen für die Konformität von Medizinprodukten auf dem europäischen Markt. Sie signalisiert, dass ein Produkt alle relevanten EU-Richtlinien und -Verordnungen erfüllt, insbesondere in Hinblick auf Sicherheit und Leistungsfähigkeit. Der Prozess zur Erlangung der CE-Kennzeichnung umfasst eine umfangreiche Konformitätsbewertung, bei der Produktdokumentationen und Prüfberichte analysiert werden. Für Produkte höherer Risikoklassen ist oft eine unabhängige Begutachtung durch benannte Stellen erforderlich. Die CE-Kennzeichnung ermöglicht den freien Warenverkehr in der EU und garantiert den Anwendern verlässliche Produktqualität.

Unique Device Identification (UDI)

Das Unique Device Identification (UDI) System wurde entwickelt, um eine eindeutige Identifizierung von Medizinprodukten zu gewährleisten. Es besteht aus einem maschinenlesbaren Barcode und menschlich lesbaren Informationen auf dem Produktetikett. Der UDI-Code verbessert die Rückverfolgbarkeit im gesamten Lebenszyklus des Produkts, von Herstellung bis Nutzung. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Überwachung von Sicherheitsvorfällen und Rückrufen, da er ermöglicht, schnell auf potenzielle Risiken zu reagieren. Zudem unterstützt UDI effizientere Bestandsmanagementprozesse im Gesundheitswesen.

Pflichtangaben auf Verpackung und Gebrauchsanweisung

Die Verpackung und Gebrauchsanweisung von Medizinprodukten müssen wichtige Pflichtangaben enthalten, um deren sicheren Gebrauch zu gewährleisten. Dazu zählen der Name und die Adresse des Herstellers, die CE-Kennzeichnung, UDI, Produktbezeichnung und -nummer. Zudem sind Angaben zu Verwendungszweck, Anwendungsweise und Warnhinweisen erforderlich. Für bestimmte Produkte müssen Gebrauchsanleitungen in den Amtssprachen der EU-Staaten vorliegen, in denen sie in Verkehr gebracht werden. Diese Informationen helfen Anwendern und Gesundheitsdienstleistern, das Produkt korrekt zu nutzen und Risiken zu minimieren, indem klare Anweisungen und Hinweise zur Verfügung gestellt werden.

KAPITEL 5 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Klinische Bewertung und Klinische Prüfung von Medizinprodukten


Die klinische Bewertung ist ein fortlaufender Prozess, der die Sicherheit und Wirksamkeit eines Medizinprodukts im klinischen Einsatz nachweist. Sie basiert auf der Analyse klinischer Daten, die aus der klinischen Prüfung oder der Nutzung ähnlicher Produkte gewonnen wurden. Klinische Prüfungen liefern wertvolle Daten zur Beurteilung von Leistungsfähigkeit und Risiken. Diese Prüfungen sind besonders bei innovativen oder risikoreichen Produkten entscheidend, um sicherzustellen, dass sie die Anforderungen der MDR erfüllen und für den Einsatz geeignet sind.

Klinische Bewertung nach MDR

Die klinische Bewertung gemäß der Medizinprodukte-Verordnung (MDR) ist ein wesentlicher Prozess, der die Sicherheit und Leistungsfähigkeit eines Medizinprodukts sicherstellt. Sie erfordert die systematische Erstellung, Sammlung und Auswertung von klinischen Daten, meist durch klinische Prüfungen oder Literatur. Ziel ist es, den Nutzen und die Risiken von Produkten abzuwägen. Nach der MDR müssen alle Medizinprodukte eine kontinuierliche klinische Bewertung während ihres gesamten Lebenszyklus durchlaufen, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Sicherheits- und Leistungsanforderungen entsprechen und effektiv im Markt bestehen.

Durchführung klinischer Prüfungen

Die Durchführung klinischer Prüfungen ist entscheidend, um die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Medizinprodukte zu evaluieren. Sie beginnt mit der Planung und Erstellung eines Prüfplans, der durch Ethikkommissionen und zuständige Behörden genehmigt werden muss. Während der Prüfung werden Probanden oder Patienten überwacht, und Daten zur Leistungsfähigkeit und etwaigen Risiken des Produkts gesammelt. Diese Daten werden analysiert, um sicherzustellen, dass die Anforderungen der MDR erfüllt werden. Klinische Prüfungen sind insbesondere für innovative oder höherklassige Produkte unverzichtbar, um ihrer Zulassung im Markt gerecht zu werden.

Ethikkommissionen und Genehmigungsverfahren

Ethikkommissionen spielen eine zentrale Rolle bei der Überwachung klinischer Prüfungen, indem sie die Einhaltung ethischer Standards sicherstellen. Vor Beginn einer klinischen Prüfung muss das Prüfkonzept von einer Ethikkommission genehmigt werden, die darauf achtet, dass die Rechte und das Wohl der Teilnehmer geschützt sind. Das Genehmigungsverfahren umfasst eine detaillierte Prüfung der Risiken und Vorteile. Diese unabhängige Begutachtung ist unerlässlich, um wissenschaftliche Vorrangstellung und ethische Integrität bei der Entwicklung und Erprobung neuer Medizinprodukte zu gewährleisten.

KAPITEL 6 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Überwachung nach dem Inverkehrbringen (PMS) und Vigilanz im Medizinprodukterecht


Die Überwachung nach dem Inverkehrbringen (Post-Market Surveillance, PMS) ist ein kontinuierlicher Prozess der Sicherheitssicherung von Medizinprodukten. Hersteller sammeln und analysieren Daten während der gesamten Lebensdauer eines Produkts, um Funktionsfähigkeit und Sicherheit zu überwachen. Die Vigilanz ist ein Teil dieses Systems, welches insbesondere über Vorfälle informiert und das schnelle Handeln ermöglicht. Diese Prozesse stellen sicher, dass bei unvorhergesehenen Risiken oder Problemen angemessen reagiert wird, um Patientensicherheit zu gewährleisten und die Anforderungen der MDR bestmöglich zu erfüllen.

System zur Überwachung nach dem Inverkehrbringen

Ein effektives System zur Überwachung nach dem Inverkehrbringen stellt sicher, dass Medizinprodukte auch nach ihrer Markteinführung sicher und funktionstüchtig bleiben. Dieses System umfasst die kontinuierliche Sammlung und Analyse von Daten über die Produktnutzung und potenzielle Risiken. Hersteller sind verpflichtet, ein PMS-System zu implementieren, das Feedback von Nutzern, wie etwa Anwenderberichten und Rückmeldungen, integriert. Erkenntnisse aus diesem Überwachungsprozess helfen, Produktverbesserungen vorzunehmen und erforderliche Korrekturmaßnahmen einzuleiten. Diese fortwährende Überwachung ist unerlässlich, um die hohen Anforderungen an die Produktsicherheit und regulatorische Konformität langfristig zu gewährleisten.

Meldepflichten bei Vorkommnissen (Vigilanz)

Die Vigilanz Systeme legen klare Meldepflichten für Hersteller und andere Wirtschaftsakteure fest, um bei Vorkommnissen mit Medizinprodukten schnell zu reagieren. Tritt ein ernstes Vorkommnis auf, das die Gesundheit gefährden könnte, muss der Hersteller dies unverzüglich den zuständigen Behörden melden. Diese Meldepflichten beinhalten die Dokumentation der Umstände und Maßnahmen zur Risikoabschätzung und -minderung. Ein proaktiver Ansatz in der Vigilanz sorgt dafür, dass Probleme identifiziert und behoben werden, bevor sie zu ernsthaften Gefährdungen führen, wodurch die Sicherheit der Patienten und die regulatorische Compliance erhalten bleiben.

Korrekturmaßnahmen und Rückrufe

Korrekturmaßnahmen und Rückrufe sind wesentliche Prozesse im Qualitätsmanagement von Medizinprodukten. Treten Defizite oder Risiken auf, müssen Hersteller schnell und effizient Maßnahmen ergreifen, wie Korrekturen am Produkt oder dessen vollständigen Rückruf. Diese Prozesse beinhalten die gründliche Bewertung des Problems, Kommunikation mit Aufsichtsbehörden und Anwendern sowie die Umsetzung erforderlicher Anpassungen. Ziel ist es, die Sicherheit der Patienten sicherzustellen und die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen zu gewährleisten, um langfristig Vertrauen in die Produktqualität zu erhalten.

KAPITEL 7 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Verantwortliche Person und Wirtschaftsakteure im Medizinprodukterecht


Im Rahmen des Medizinprodukterechts spielt die verantwortliche Person eine Schlüsselrolle. Sie gewährleistet, dass alle Sicherheits- und Konformitätsanforderungen erfüllt sind und agiert als zentrale Ansprechperson für Behörden. Neben Herstellern zählen Importeure, Händler und weitere Akteure zur Wertschöpfungskette. Diese Wirtschaftsakteure müssen sicherstellen, dass alle Produkte ordnungsgemäß gekennzeichnet sind und den EU-Richtlinien entsprechen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren ist entscheidend für die Einhaltung regulatorischer Standards und die Sicherheit der Produkte auf dem Markt.

Pflichten der Verantwortlichen Person

Die verantwortliche Person gemäß der MDR hat wesentliche Aufgaben zur Sicherstellung der gesetzlichen Konformität. Zu ihren Pflichten gehört die Überwachung der Produktkonformität mit den bestehenden Anforderungen, das Überprüfen der technischen Dokumentation und der Erfüllung von Meldepflichten. Sie agiert als Bindeglied zwischen den Herstellern und den Aufsichtsbehörden, bearbeitet Rückmeldungen und koordiniert notwendige Korrekturmaßnahmen. Auch die Einhaltung von Marktüberwachungspflichten und Berichterstattungen fällt in ihren Aufgabenbereich. Ihre Rolle ist essenziell, um die Qualität und Sicherheit von Medizinprodukten während ihres gesamten Lebenszyklus zu gewährleisten.

Importeure, Händler und deren Verantwortlichkeiten

Importeure und Händler tragen maßgeblich zur Sicherheit und Konformität von Medizinprodukten im Markt bei. Sie sind dafür verantwortlich, dass nur regelkonforme Produkte in den Markt gelangen. Dazu zählt die Kontrolle der CE-Kennzeichnung und der Übereinstimmung der Begleitdokumente mit den Anforderungen. Außerdem müssen sie sicherstellen, dass Lagerungs- und Transportbedingungen die Produktqualität nicht beeinträchtigen. Bei auftretenden Problemen sind sie verpflichtet, unverzüglich benannte Stellen und Hersteller zu informieren und notwendige Maßnahmen einzuleiten.

Hersteller und Lohnhersteller

Hersteller von Medizinprodukten tragen die Hauptverantwortung für Design, Entwicklung und Konformität ihrer Produkte mit den geltenden Vorschriften. Sie stellen sicher, dass jedes Produkt den erforderlichen Sicherheits- und Leistungsstandards entspricht und über die richtige CE-Kennzeichnung verfügt. Lohnhersteller führen im Auftrag des Herstellers bestimmte Produktionsschritte oder die gesamte Herstellung durch. Beide müssen eng zusammenarbeiten, um die regulatorische Compliance sicherzustellen. Der Hersteller bleibt allerdings der primäre Ansprechpartner für Behörden und garantiert, dass alle Aspekte der Produktion den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

KAPITEL 8 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Abgrenzung zu Arzneimitteln und Lifestyle-Produkten


Die Abgrenzung zwischen Medizinprodukten, Arzneimitteln und Lifestyle-Produkten erfordert präzise Definitionen basierend auf ihrem Hauptzweck und Wirkmechanismus. Während Arzneimittel eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung aufweisen, arbeiten Medizinprodukte primär physikalisch oder mechanisch. Lifestyle-Produkte hingegen dienen oft keinem therapeutischen Zweck und zielen eher auf das allgemeine Wohlbefinden ab. Die korrekte Kategorisierung ist entscheidend für die regulatorische Einstufung und zeigt sich in unterschiedlichen Anforderungen hinsichtlich Zulassung und Marktüberwachung, die sicherstellen, dass die jeweiligen Produkte korrekt geprüft und verwendet werden.

Grenzfälle zwischen Medizinprodukt und Arzneimittel

Grenzfälle zwischen Medizinprodukten und Arzneimitteln treten auf, wenn Produkte sowohl gesundheitsbezogene als auch medizinische Eigenschaften besitzen. Die entscheidende Unterscheidung liegt im primären Wirkmechanismus: Während Medizinprodukte physikalisch arbeiten, entfalten Arzneimittel ihre Wirkung durch chemische oder biologische Mittel. Ein Beispiel sind Produkte, die sowohl eine mechanische Funktion als auch eine pharmakologische Komponente besitzen. Die korrekte Klassifizierung ist komplex, beeinflusst durch das Hauptziel der Anwendung und erfordert oft eine gründliche Evaluierung durch Behörden, um den richtigen regulatorischen Weg zu bestimmen.

Ästhetische Produkte ohne medizinischen Zweck

Ästhetische Produkte ohne medizinischen Zweck sind solche, die primär zur Verbesserung des Aussehens verwendet werden, ohne gesundheitliche Vorteile zu verfolgen. Beispiele umfassen Kosmetikprodukte und bestimmte Hautfiller. Obwohl sie nicht unter die strengen regulatorischen Anforderungen für Medizinprodukte fallen, unterliegen sie dennoch spezifischen Regulierungen, um Verbrauchersicherheit und Produktqualität zu gewährleisten. Diese Produkte müssen klare Kennzeichnungen und Inhaltsaufstellungen aufweisen. Hersteller und Händler tragen die Verantwortung, die Einhaltung entsprechender Sicherheits- und Qualitätsstandards zu garantieren, um den Schutz der Anwender und die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen zu gewährleisten.

In-vitro-Diagnostika (IVDR)

In-vitro-Diagnostika (IVDR) sind spezielle medizinische Tests, die außerhalb des Körpers, in einem kontrollierten Umfeld, durchgeführt werden. Die IVDR-Verordnung der EU regelt die Sicherheits- und Leistungsstandards dieser Produkte, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Diagnoseergebnissen zu sichern. Unter die IVDR fallen Tests, die Blutproben, Gewebe oder andere Proben nutzen, um gesundheitliche Zustände zu erkennen. Hersteller müssen umfassende technische Dokumentationen erstellen, um die Konformität nachzuweisen. Dies stellt sicher, dass die Produkte den strengen Anforderungen entsprechen, die für diagnostische Verfahren in unterschiedlichen medizinischen Bereichen unerlässlich sind.

KAPITEL 9 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Marketing und Werbung für Medizinprodukte


Marketing und Werbung für Medizinprodukte müssen verantwortungsvoll gestaltet werden, um Genauigkeit und Authentizität zu gewährleisten. Alle Werbeaussagen müssen mit den gesetzlichen Anforderungen übereinstimmen und dürfen Anwender nicht in die Irre führen. Dazu gehören korrekte Angaben zur Funktion, Leistung und Anwendung des Produkts. Produktinformationen sollten verständlich und präzise sein, um Vertrauen aufzubauen und die Sicherheit der Anwender zu gewährleisten. Strenge Richtlinien verhindern irreführende Behauptungen und setzen klare Grenzen zwischen Verbraucherwerbung und Fachinformation, um den professionellen und ethischen Standards im Gesundheitswesen gerecht zu werden.

Besondere Anforderungen an die Produktwerbung

Die Werbung für Medizinprodukte unterliegt strengen Vorgaben, um die Sicherheit und das Vertrauen der Anwender zu wahren. Aussagen in der Produktwerbung müssen durch wissenschaftliche Daten belegt werden und dürfen keine irreführenden Versprechen enthalten. Spezielle Anforderungen gelten für die Darstellung der Produktfunktion und -leistung, die nicht übertrieben werden darf. Zudem müssen alle behaupteten Vorteile klar und nachvollziehbar erklärt werden. Die Einhaltung dieser Vorgaben stellt sicher, dass Verbraucher und Fachleute korrekt informiert werden, sodass fundierte Entscheidungen getroffen und gesetzliche Bestimmungen eingehalten werden können.

Abgrenzung zu Heilmittelwerbegesetz (HWG)

Das Heilmittelwerbegesetz (HWG) regelt die Werbung für Arzneimittel und schützt Verbraucher vor irreführenden Aussagen. Bei Medizinprodukten greifen sowohl die Anforderungen des Medizinprodukterecht als auch die des HWG, wodurch klare Abgrenzungen notwendig sind. Während das HWG spezielle Vorgaben für gesundheitsbezogene Werbeaussagen enthält, stellt das Medizinprodukterecht sicher, dass alle produktbezogenen Informationen sachlich und technisch korrekt sind. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Werbung kein unzulässiges Heilsversprechen gibt und mit wissenschaftlichen Belegen untermauert ist, um rechtlichen Konflikten vorzubeugen.

Irreführende Werbung und Wettbewerbsrecht

Irreführende Werbung im Medizinproduktesektor kann ernsthafte rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Das Wettbewerbsrecht schützt Verbraucher und Mitbewerber vor unlauteren Geschäftspraktiken. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle Werbeaussagen durch wissenschaftliche Daten gestützt werden und keine falschen Erwartungen wecken. Verstöße gegen diese Regeln führen nicht nur zu rechtlichen Sanktionen, sondern schädigen auch das Vertrauen der Anwender. Korrekte und transparente Kommunikation ist entscheidend, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten und langfristige Kundenbeziehungen zu fördern.

KAPITEL 10 - Das deutsche Medizinprodukterecht

Haftung und Sanktionen im Medizinprodukterecht


Im Medizinprodukterecht sind Hersteller und andere Beteiligte bei Verstößen gegen regulatorische Anforderungen haftbar. Dies kann erhebliche rechtliche und finanzielle Folgen haben, insbesondere bei fehlerhaften Produkten, die Gesundheitsrisiken darstellen. Sanktionen reichen von Bußgeldern bis zu Vertriebsverboten. Das Gesetz schreibt eine klare Verantwortung vor, um die Produkte der Sicherheit und Qualität gemäß den Vorschriften zu gewährleisten. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der internen Prozesse ist entscheidend, um Haftungsrisiken zu minimieren und die Compliance sicherzustellen.

Produkthaftung für Medizinprodukte

Die Produkthaftung für Medizinprodukte ist ein zentraler Aspekt des Medizinprodukterecht und schützt Verbraucher im Falle von Schäden durch fehlerhafte Produkte. Hersteller sind verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Produkte frei von Mängeln sind und während der gesamten Lebensdauer den Sicherheitsanforderungen entsprechen. Bei Schadensfällen haften sie für Verletzungen oder Sachschäden, die aufgrund von Produktdefekten entstehen. Eine lückenlose Dokumentation und ein effektives Risikomanagement sind unerlässlich, um Haftungsrisiken zu minimieren. Für betroffene Patienten bieten diese Regelungen Sicherheit und die Möglichkeit, rechtlichen Anspruch auf Schadensersatz geltend zu machen.

Bußgelder und Strafen bei Verstößen

Verstöße gegen das Medizinprodukterecht ziehen erhebliche Bußgelder und Strafen nach sich, die der Abschreckung und Sanktionierung dienen. Sanktionen werden verhängt, wenn Vorschriften zur Produktsicherheit oder Kennzeichnung nicht eingehalten werden. Hersteller und andere Akteure können bei schweren Verstößen mit Vertriebsverboten oder strafrechtlichen Konsequenzen konfrontiert werden. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass alle Akteure die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und die Sicherheit der Verbraucher auf hohem Niveau gewährleistet bleibt. Präventive Compliance-Maßnahmen sind daher unerlässlich, um rechtlichen Problemen vorzubeugen.

Amtliche Anordnungen und Vertriebsverbote

Amtliche Anordnungen können erfolgen, wenn Produkte erhebliche Risiken für die öffentliche Gesundheit darstellen. In solchen Fällen ist es von entscheidender Bedeutung, dass die zuständigen Behörden eingreifen und Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung und den Verkauf dieser risikobehafteten Produkte zu unterbinden. Diese behördlichen Maßnahmen, zu denen auch Vertriebsverbote gehören können, dienen dem übergeordneten Ziel, die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.

Hersteller und Vertreiber dieser Produkte sind in der Pflicht, unverzüglich auf amtliche Anordnungen zu reagieren und alle erforderlichen Schritte zu unternehmen, um die Compliance mit den behördlichen Vorgaben sicherzustellen. Dies kann die Rücknahme bereits in Umlauf gebrachter Produkte, die Information von Vertriebspartnern und Endverbrauchern sowie die Implementierung zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen umfassen.

Die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und der Industrie ist in diesen Fällen von größter Bedeutung, um eine schnelle und effektive Umsetzung der behördlichen Anordnungen zu gewährleisten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Hersteller proaktiv tätig werden und Maßnahmen ergreifen, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. Dies kann die Überprüfung von Produktionsprozessen, Qualitätskontrollen und Risikomanagementstrategien umfassen.

Letztendlich steht der Schutz der öffentlichen Gesundheit im Mittelpunkt aller behördlichen Maßnahmen und der Bemühungen der Hersteller. Durch eine konsequente Umsetzung von Anordnungen und eine proaktive Herangehensweise an die Sicherheit und Qualität ihrer Produkte können sowohl die Behörden als auch die Industrie dazu beitragen, das Risiko für die Verbraucher zu minimieren und ihr Vertrauen in den Markt zu stärken.

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FAQs – Das deutsche Medizinprodukterecht 2025

Ein Medizinprodukt ist im rechtlichen Sinne jedes Instrument, Apparat, Gerät, Software, Implantat, Reagens, Material oder anderer Artikel, das/der allein oder in Kombination für Menschen für medizinische Zwecke bestimmt ist und dessen Hauptwirkung nicht durch pharmakologische, immunologische oder metabolische Mittel erzielt wird. Beispiele sind Pflaster, Spritzen, Herzschrittmacher, aber auch Software zur Diagnose. Die Abgrenzung zu Arzneimitteln (die eine pharmakologische Wirkung haben) oder zu reinen Lifestyle-Produkten (ohne medizinischen Zweck) ist oft komplex und entscheidend für die anzuwendenden Vorschriften.

Die Medizinprodukte-Verordnung (EU) 2017/745 (MDR) ist die zentrale und direkt anwendbare Rechtsgrundlage für Medizinprodukte in der gesamten Europäischen Union. Sie hat die älteren Richtlinien abgelöst und die Anforderungen an Sicherheit und Leistung von Medizinprodukten erheblich verschärft. Die MDR zielt darauf ab, die Patientensicherheit zu erhöhen, indem sie strengere Regeln für die Klassifizierung, Konformitätsbewertung, technische Dokumentation, klinische Bewertung und die Überwachung nach dem Inverkehrbringen (Post-Market Surveillance) einführt.

Medizinprodukte werden in verschiedene Risikoklassen eingeteilt (Klasse I, IIa, IIb, III), basierend auf dem potenziellen Risiko, das sie für Patienten oder Anwender darstellen. Diese Klassifizierung ist entscheidend, da sie bestimmt, welches Konformitätsbewertungsverfahren angewendet werden muss, um das Produkt in Verkehr bringen zu dürfen. Produkte höherer Risikoklassen (z.B. IIb, III) erfordern eine umfangreichere Prüfung und die Einbeziehung einer Benannten Stelle, während Produkte der Klasse I (nicht steril/ohne Messfunktion) der Eigenzertifizierung unterliegen können.

Die Konformitätsbewertung ist ein Verfahren, bei dem der Hersteller nachweist, dass sein Medizinprodukt die grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen der MDR erfüllt. Je nach Risikoklasse des Produkts kann dies eine interne Kontrolle durch den Hersteller sein oder die Beteiligung einer Benannten Stelle erfordern. Nach erfolgreichem Abschluss der Konformitätsbewertung darf der Hersteller die CE-Kennzeichnung auf seinem Produkt anbringen. Diese Kennzeichnung ist das sichtbare Zeichen dafür, dass das Produkt den europäischen Vorschriften entspricht und in der EU frei verkehrsfähig ist.

Jeder Hersteller eines Medizinprodukts muss eine umfassende Technische Dokumentation erstellen. Diese enthält alle Informationen, die die Konformität des Produkts mit den gesetzlichen Anforderungen belegen, einschließlich Design, Herstellung, Funktionsweise, Risikomanagement und klinische Daten. Zusätzlich ist ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem (QMS) nach der Norm ISO 13485 vorgeschrieben. Das QMS stellt sicher, dass alle Prozesse, die die Produktqualität beeinflussen, systematisch geplant, durchgeführt, überwacht und dokumentiert werden, von der Entwicklung bis zur Auslieferung.

Die Verantwortliche Person (Person Responsible for Regulatory Compliance, PRRC) ist eine zentrale neue Anforderung der MDR. Dies ist eine qualifizierte Person innerhalb des Unternehmens (oder ein externer Dienstleister für kleine Hersteller), die sicherstellt, dass die Medizinprodukte den Vorschriften entsprechen. Ihre Aufgaben umfassen unter anderem die Überprüfung der Konformität der Produkte, die Pflege der Technischen Dokumentation, die Einhaltung der Überwachungspflichten nach dem Inverkehrbringen (PMS) und die Meldung von Vorkommnissen an die Behörden.

Die Werbung für Medizinprodukte unterliegt strengen Vorschriften, insbesondere dem Heilmittelwerbegesetz (HWG) und dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Es ist verboten, mit Aussagen zu werben, die irreführend sind, übertriebene Heilversprechen enthalten oder eine missbräuchliche Verwendung fördern. Werbeaussagen müssen stets wissenschaftlich belegbar sein. Gerade bei der Werbung für medizinische Geräte oder Hilfsmittel, die direkt an Verbraucher gerichtet ist, sind die Grenzen zwischen zulässiger Information und verbotener Anpreisung sehr eng gesteckt.

Das Unique Device Identification (UDI)-System ist ein weltweit einheitliches Kennzeichnungssystem für Medizinprodukte, das unter der MDR in Europa eingeführt wurde. Jedes Medizinprodukt erhält eine eindeutige UDI-Nummer, die sowohl auf dem Produktetikett als auch in einer europäischen Datenbank (EUDAMED) gespeichert wird. Ziel ist es, die Rückverfolgbarkeit von Medizinprodukten über die gesamte Lieferkette zu verbessern, Fälschungen zu bekämpfen und im Falle von Sicherheitsproblemen schnellere Rückrufe zu ermöglichen.

Die Überwachung nach dem Inverkehrbringen (Post-Market Surveillance, PMS) ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem Hersteller aktiv Daten über die Leistung und Sicherheit ihrer Produkte sammeln, sobald diese auf dem Markt sind. Dies dient dazu, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. Die Vigilanz ist ein Teil des PMS-Systems und umfasst die Meldepflicht von schwerwiegenden Vorkommnissen (z.B. Funktionsstörungen, die zu Todesfällen oder schweren Gesundheitsschäden geführt haben) an die zuständigen Behörden. Hersteller müssen ein robustes System etablieren, um solche Ereignisse zu erfassen, zu bewerten und gegebenenfalls Korrekturmaßnahmen einzuleiten.

Hersteller von Medizinprodukten können nach dem Produkthaftungsgesetz für Schäden haftbar gemacht werden, die durch ein fehlerhaftes Produkt entstehen – unabhängig davon, ob den Hersteller ein Verschulden trifft. Ein Produkt gilt als fehlerhaft, wenn es nicht die Sicherheit bietet, die unter Berücksichtigung aller Umstände zu erwarten ist. Auch eine Haftung nach allgemeinen zivilrechtlichen Vorschriften (z.B. aus Kaufvertrag oder unerlaubter Handlung) ist möglich. Angesichts der potenziell schwerwiegenden Folgen von Produktfehlern im medizinischen Bereich ist eine umfassende Produkthaftpflichtversicherung für Hersteller unerlässlich.

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Abmahnung – Rechtliche Vorgaben, Fristen & Handlungsempfehlungen 2025

Die Abmahnung ist ein wichtiges rechtliches Instrument, um Fehlverhalten oder Vertragsverstöße zeitnah zu rügen. 2025 gelten klare Vorgaben, dass Abmahnungen innerhalb einer angemessenen Frist erfolgen müssen, um wirksam zu sein. Verspätete Abmahnungen können ihre Rechtswirkung verlieren. In der Praxis sind korrekte Fristberechnung, rechtzeitige Zustellung und die Dokumentation entscheidend. Unsere Handlungsempfehlungen helfen dabei, Abmahnfristen einzuhalten und rechtliche Risiken zu minimieren.

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